Rezension - Gemma. Sei glücklich oder stirb von Charlotte Richter

Ausgabe: Hardcover
Seiten: 464
ISBN: 978-3-401-60543-2
Preis: 18,00 €

Quelle des Covers: Arena Verlag

Das Gefühl glücklich zu sein, ist für die 16-jährige Gemma quasi lebensnotwendig, denn wer nicht glücklich ist, dem droht nach wenigen Stunden der Tod. Nachdem sie ihre Aufnahmeprüfung in der Akademie, in der junge Menschen lernen, ihre Gefühle künstlich positiv zu gestalten, erfolgreich hinter sich gebracht hat, hat Gemma nur ein Ziel: ihren Vater heilen. 

 

Doch als sie den Grenzgänger Keno, der sich diesem Zwang nicht unterwerfen will, kennenlernt, wird ihr deutlicher denn je bewusst, dass es auch andere Gefühle gibt, die für uns Menschen ebenso wichtig sind. Wild entschlossen versucht Gemma trotzdem an ihrem Glück festzuhalten, doch Keno schafft es, dass ihre Überzeugung immer mehr bröckelt.

Der Klappentext und die Thematik von Gemma. Sei glücklich oder stirb von Charlotte Richter haben mich sofort angesprochen, klingt die Story doch hochspannend. Ausgelöst durch ein Ereignis vor ca. 80 Jahren gibt es die uns bekannte Welt nicht mehr. Das Leben hat sich völlig gewandelt, die Weltwirtschaft liegt am Boden und es herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit. Auch die Technik, wie Satelliten, das Internet oder gar Handys funktionieren nicht mehr, seit der Glanz sich wie eine Glocke um die Erde gelegt hat. So entwickelte sich eine komplett neue Gesellschaft, die auf Glück aufgebaut wurde. Ich war neugierig, wer oder was der Glanz ist und weshalb er auf die Erde kam.

 

Menschen, die traurig oder depressiv sind und in die 3. oder 4. Klasse gerutscht sind, werden in spezielle Siedlungen gebracht, in denen diese fortan leben müssen. Dort sollen sie lernen, wieder positive Gedanken zu entwickeln, um so wieder in eine höhere Stufe zu gelangen. Dies ist jedoch sehr schwer, wenn sich alle gegenseitig runterziehen und der Lebensraum trist und grau ist. Jede Person, egal ob Kind oder Erwachsener, muss einen speziellen Stein um den Hals tragen, damit man den jeweiligen Gefühlszustand erkennen kann. Und wer in die 5. Ebene abrutscht, der ist kaum noch zu retten und man muss damit rechnen, dass die Person bald sterben wird und im Glanz aufgeht. Ich konnte gut nachvollziehen, dass sich die Bevölkerung vor den Menschen mit negativen Schwingungen schützen möchte, trotzdem klang es für mich wie eine Art Krankheit oder Seuche, die um sich greift und man deshalb die Gruppierung isoliert und sich mehr oder weniger selbst überlässt. Von dieser neuen Zweiklassengesellschaft war ich erschüttert und zugleich fasziniert.

 

Gemma kann sich glücklich schätzen, dass sie im höchsten Entwicklungsstadium, der 1, steht. Dies sorgt dafür, dass ihr Glückslevel randvoll ist. Sie nutzt täglich alle gängigen Praktiken aus, um positive Gefühle in sich zu erzeugen. Darüber hinaus hat sie noch eine Geheimwaffe, welches es ihr ermöglicht Glück nachzutanken. Doch davon darf niemand erfahren. Als Gemmas großer Tag endlich gekommen ist und sie die Aufnahmeprüfung für die Akademie absolviert und tatsächlich einen der wenigen Plätze ergattern kann, ist sie sehr erleichtert. Denn dies bedeutet, dass sie ihrem eigentlichen großen Ziel näher gekommen ist. Bei all den positiven Gedanken und Empfindungen möchte sie unbedingt ihren Vater von der dritten in die zweite Ebene führen, damit dieser endlich aus einer der Siedlungen ausziehen und bei ihr sein kann.

Gemma ist eine junge Frau, die eisern ihre Ziele und Wünsche verfolgt. Der Wunsch unbedingt ihren Vater zu retten, steht für sie über allem. Sie ist ehrgeizig, linientreu und fokussiert. Zwar verstand ich ihre Motivation, jedoch kam sie mir etwas zu verbissen vor. Sie glaubt alles, was die "Glückshüter" propagieren. Dies ändert sich ein wenig, als sie auf Keno trifft. Trotzdem fand ich nicht wirklich einen Zugang zu ihr.

 

Keno hingegen war mir sofort sympathisch und mir gefiel seine rebellische Art. Denn er hinterfragt die Kampagnen der Obrigkeit und versucht seinen Weg zu finden. Als er jedoch als Proband für die Akademie zwangsverpflichtet wird, schwindet auch bei ihm der letzte Hoffnungsschimmer. Und ausgerechnet Gemma soll ihm nun helfen. 

 

Gemmas Ausbildung fand ich interessant, da die Leser*innen so noch einen besseren Einblick in die Methoden bekamen, wie man die Menschen, die in eine tiefere Zone abgestiegen sind, wieder herauszuholen kann. Dabei zeigt gerade Gemma außergewöhnliche Talente, was sie alsbald in den Fokus der Klinikleitung bringt. Doch das ist noch lange nicht das größte Problem von Gemma, denn Keno hat in ihr neue Gefühle geweckt, die eine Gefahr für ihr Glückslevel bedeuten. Das Zusammenspiel zwischen den beiden empfand ich als vorhersehbar und mir war schon recht schnell klar, dass sie sich ineinander verlieben würden. Glücklicherweise stand die Lovestory nicht so stark im Vordergrund der Handlung.

 

Die von Charlotte Richter vermittelten Botschaften, dass es okay ist, wenn man auch mal traurig oder depressiv ist oder einfach einen schlechten Tag hat, fand ich gut. Denn nicht immer ist alles eitel Sonnenschein, es gibt Höhen und Tiefen, die uns das Leben beschert und die es gilt, möglichst erfolgreich zu gestalten. Auch stellt sie die Frage, ob es erstrebenswert ist, immer glücklich zu sein und jedem Trend nachzujagen.

 

Wie bereits eingangs erwähnt, gefiel mir die Idee rund um das Thema Glück und dem damit verbundenen Lebensgefühl, auch der dystopische Hintergrund konnte durchaus bei mir punkten. Jedoch fehlte es mir an Erzähltempo und die Geschichte hätte gut und gerne auch ein wenig mehr Spannung vertragen können. Auch der Grund, wie das Ganze entstanden ist, gefiel mir, jedoch erhielt ich nicht auf alle Fragen auch eine Antwort, was ich schade finde.

Meine Erwartungen an Gemma. Sei glücklich oder stirb (Arena) von Charlotte Richter wurden leider nicht ganz erfüllt. Die Grundidee konnte durchaus bei mir punkten, jedoch wollte der Funke auf Gemma nicht wirklich überspringen. Ebenso fehlte es mir an Spannung, Nervenkitzel und Dramatik, weshalb es letztlich nur zu 3,5 von 5 Nosinggläser reichte.

 Gemäß § 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem Beitrag befindet sich (zu informativen Zwecken) eine Verlinkung zur Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Ihr erhaltet somit auch weitere Informationen zum Buch, zum Autor sowie eventuell auch zu weiteren Romanen.