Sonntag, 30. September 2018

Rezension - Du wolltest es doch von Louise O´Neill

Titel: Du wolltest es doch
Übersetzerin: Katarina Ganslandt
Verlag: Carlsen
Ausgabe: Hardcover
Seiten: 368
ISBN: 978-3-551-58386-4
Preis: 18,00 €

Quelle des Covers: Carlsen Verlag



Emma ist 18 Jahre alt, sie ist attraktiv und beliebt bei Mädchen wie Jungen. Jede/Jeder möchte mit ihr befreundet sein und sie genießt die ihr entgegen gebrachte Aufmerksamkeit in vollen Zügen und kann gar nicht oft genug im Mittelpunkt stehen.

Dabei ist ihr fast jedes Mittel recht, um dieses Ziel zu erreichen. Sei es sich aufreizend anzuziehen, immer einen coolen Spruch auf den Lippen zu haben oder einfach mal die Sau rauszulassen, was ist schon dabei. Als Emma auf einer Party angetrunken und unter Drogeneinfluss gemeinsam mit Paul in einem Zimmer verschwindet und mit ihm schläft, ist ihre Welt am nächsten Tag völlig auf den Kopf gestellt. 

Plötzlich ist sie nicht mehr jedermanns Darling, sondern wird als Schlampe und noch weit schlimmeres beschimpft und gedemütigt. Sie ist selbst schuld, denn sie wollte es ja schließlich auch, oder vielleicht nicht?


Auf Du wolltest es doch (Carlsen Verlag) von Louise O´Neill war ich sehr neugierig, da es nicht unbedingt ein typisches Buch ist, welches ich normalerweise lese. Zudem interessierten mich die behandelten Themen, wie Feminismus, Vorverurteilung, Schuldzuweisungen und Mobbing. Allerdings habe ich nicht mit dieser Heftigkeit in der Geschichte gerechnet.

Der Einstieg in die Handlung fiel mir zunächst etwas schwer, da die Autorin sehr viele Charaktere auf den ersten Seiten untergebracht hatte. Der Leser lernt neben der attraktiven und nach außen hin selbstbewussten Emma auch ihre besten Freundinnen Jamie, Maggie und Ali kennen. Alle vier gehen gemeinsam auf eine Mädchenschule und unternehmen alles zusammen. Durch Emmas Bedürfnis nach Aufmerksamkeit zeigen sich jedoch schon bald erste Risse im zwischenmenschlichen Bereich der Gruppe.

Emma kam mir wie eine lebensfrohe junge Erwachsene vor, die alles spielend erreicht und von allen angehimmelt wird. Doch in ihrem Inneren sieht es ganz anders aus. Für sie ist es sehr anstrengend jeden Tag diese Rolle zu spielen, immer zu lächeln und auf "Best Friend" zu machen. Zwar schmeichelt es ihrem Ego, von so vielen Menschen geliebt zu werden, aber von einer bestimmten Person, wird ihr diese Liebe nicht entgegen gebracht - von ihrer Mutter. Ein wesentlicher Grund für die fehlende mütterliche Zuneigung ist ihr Bruder Bryan, der Liebling der Familie. Überhaupt waren mir die Eltern von Emma mehr als suspekt. Gerade die Handlungen der Mutter konnte ich zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen und sie machte mich regelrecht wütend. Auch der Vater steht seiner Tochter nicht wirklich zur Seite, als diese dringend Hilfe benötigt.

Durch die Ereignisse auf der Party erfährt Emma nun die Schattenseiten des Lebens. Klar war es ein Fehler mit Paul unter Alkohol- und Drogeneinfluss zu schlafen und das er in einer festen Beziehung ist, macht die Situation auch nicht besser. Aber trifft diese Schuld nicht beide? Ebenso die weiteren Geschehnisse, die ihr in dieser Nacht widerfahren sind, bewegten mich sehr. Die Taten der beteiligten Jungen kann ich absolut nicht verstehen und erst recht nicht gutheißen. Selbst wenn sich Mädchen/Frauen aufreizend anziehen und heftig flirten, ist dies niemals ein Freifahrtschein für Jungen oder Männer, sich unter Gewaltanwendung alles zu nehmen! Klar könnte man nun sagen, dass es das weibliche Geschlecht doch so will und es regelrecht darauf anlegt, aber diese Ausrede ist mir definitiv zu einfach und stimmt nicht! "Nein" heißt "Nein". Ein weiterer Punkt, welcher mich schockierte, war die falsche Rollenverteilung zwischen Gut und Böse. Hier wird einem Opfer die Täterrolle zugesprochen, wie es im wahren Leben des Öfteren auch geschieht.

Emma kann sich an die Ereignisse der vergangenen Nacht nur bruchstückhaft erinnern. Nachdem sie sich von ihrem schweren Sonnenbrand einigermaßen erholt hat, geht sie wieder zur Schule und tut so, als wäre nichts Schlimmes geschehen. Jedoch schneller als ihr lieb ist, wird Emma nun Schadenfreude und Hass entgegen gebracht. Sie wird unverhohlen schikaniert und ausgelacht, was ihre Verzweiflung und Unwissenheit wachsen lassen. Als sich auch ihre Freundinnen gegen sie wenden, steht Emma plötzlich ohne Hilfe da. Obwohl ich den Grund von Maggie, Jamie und Ali verstand, konnte ich es nicht gutheißen.

Einzig ihr Bruder Bryan scheint bei klarem Verstand zu sein und bringt das Thema Vergewaltigung zur Sprache, sodass sich Emma dazu entschließt, Anzeige zu erstatten. Durch die gewählte Ich-Perspektive konnte ich die seelische und psychische Belastung von Emma nachempfinden und im weiteren Verlauf der Story wurde ich, ob der Handlungen der einzelnen Charaktere immer wütender.

Das Ende gefiel mir zunächst nicht und ich hätte mir ein anderes gewünscht, aber es ist leider durchaus realistisch und nicht selten geschieht dies im wahren Leben genauso. Auch im Hinblick auf das Nachwort der Autorin konnte ich diesen Ausgang letztlich nachvollziehen.


Mit einer starken Intensität beschreibt Louise O´Neill die Gefühlswelt der Protagonistin Emma in Du wolltest es doch (Carlsen Verlag). Die Story hat mich sehr bewegt, da sie zugleich bedrückend und realistisch ist. Das Schicksal von Emma machte mich unendlich wütend und ebenso traurig, da dieses leider kein Einzelfall ist. Die Geschichte stimmt mich nachdenklich und regt hoffentlich zum Diskutieren an - 4 von 5 Nosinggläser.





Gemäß § 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem Beitrag befindet sich (zu informativen Zwecken) eine Verlinkung zur Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Ihr erhaltet somit auch weitere Informationen zum Buch, zum Autor sowie eventuell auch zu weiteren Romanen.

13 Kommentare:

  1. Hi Uwe!

    Über das Buch habe ich schon einiges gehört und es steht bei mir noch auf meiner Wunschliste, aber ich bin sehr neugierg darauf. Vor allem bin ich gespannt, wenn du schon schreibst, dass es heftig ist, WIE heftig es ist. Ich denke ja auch, dass zu einem Erlebnis oder einer "Tat" immer zwei gehören und dass ein Nein auch als solches akzeptiert werden sollte.
    Gerade beim Buchende gehen - soweit ich das mitbekommen habe - die Meinungen auseinander, sodass ich echt neugierig bin, wie das Ende wohl aussieht!

    Liebe Grüße
    Laura

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    1. Hi Laura,

      ich kann dir das Buch absolut empfehlen und ich bin sehr gespannt, wie es dir gefallen wird. Das Ende ist schon kontrovers und lädt zum Reden und Nachdenken an.

      Und was das NEIN betrifft, sind wir uns mehr als einig.

      Liebe Grüße,
      Uwe

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  2. Hi Uwe,
    auch ich hab schon einiges über das Buch gehört, aber noch nie in so einer Intensität wie bei dir. Ich überlege mir, es als Hörbuch zu hören, falls es das gibt, ich denke, da könnte ich das Thema wahrscheinlich gut "verarbeiten".
    Neugierig auf das von dir angekündigte Ende bin ich schon
    LG
    Daniela

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    1. Hi Daniela,

      es freut mich, dass ich dich mit meiner Rezi neugierig gemacht habe. Ich drücke dir die Daumen, dass du es als Hörbuch findest (weiß es auch nicht, ob es dieses gibt). Falls nicht, kann ich dir sagen, dass es sich gut lesen lässt und die Gefühle sehr gut transportiert werden.

      Das ENDE fand ich zunächst etwas unbefriedigt, da ich mit einem anderen Ausgang gerechnet hätte. Aber es passt sehr gut, wenn man weiter darüber nachdenkt.

      Liebe Grüße,
      Uwe

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  3. Hey Lieblings-Uwe, <3

    vielen Dank für deine tolle Rezi zu diesem sehr besonderen Buch. Deine Worte machen mich wirklich sehr neugierig auf die Geschichte und deren Verlauf. Gerade wie sich gewisse Leute verhalten. Und deine Worte, dass dies leider auch die Realität sein könnte, haben mich echt nachdenklich gemacht. Auch auf das Ende hast du mich sehr neugierig gemacht.

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Hallo Lieblings-Sandra <3,

      ich danke dir sehr für deine lieben Worte und es freut mich, dass dir meine Rezi so zusagt. Und ja, es ist wirklich ein "besonderes" Buch! Dir würde es bestimmt gefallen und leider ist es nur zu oft Realität.

      Ich schicke dir mal eine WA ;)

      Liebe Grüße,
      Uwe

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  4. Hallo Uwe,

    bei dem Buch scheiden sich ja die Geister, ich bin ehrlich, ich kann sowas nicht lesen. Hut ab an alle, die das Buch gelesen haben, mein Eindruck ist schon, dass die Story eher schwer verdaulich ist. Ich habe schon gehört, dass das Ende wohl nicht so positiv, aber realistisch ist.
    Schockierend finde ich, dass die Eltern wohl keine große Hilfe sind!!!

    Liebe Grüße
    Desiree

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    1. Hallo Desiree,

      da muss ich dir recht geben und die Thematik ist wirklich heftig. Und doch finde ich es wichtig, dieses Thema zur Sprache zur bringen, aber ich kann verstehen, dass du es nicht lesen kannst. Was die Eltern betrifft, ist wirklich krass und machte mich richtig wütend.

      Liebe Grüße,
      Uwe

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    2. Ja, ich finde es auch sehr wichtig, dass so was thematisiert wird! Vor allem als Jugendbuch, wo es hoffentlich auch junge Menschen erreicht, finde ich es gut!

      Liebe Grüße
      Desiree

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  5. Huhu mein lieber Uwe <3,

    zu diesem Buch hatten wir beide uns ja schon sehr ausführlichst unterhalten und ich kann nun, nachdem ich deine Rezi gelesen habe, noch mehr verstehen, wie es dir beim Lesen dieser Geschichte erging. Ich finde es sehr, mutig in irgendeiner Weise diese sehr sensiblen Themen an zu sprechen. Aber wie du schon sagst, Vergewaltigung ist leider kein Einzelfall und darauf sollte aufmerksam gemacht werden. Das was du zum Ende schreibst, bzw. ich auch aufgrund unserer Erzählung weiß, erinnert mich sehr stark an "Tote Mädchen lügen nicht". Echt erschreckend finde ich, dass die Eltern von Emma da scheinbar die Augen verschließen. Das ist wirklich schockierend...

    Liebe Grüße,
    Cata

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    1. Hi liebe Cata <3,

      du hast mich beim Lesen irgendwie begleitet und ich konnte dir meine Empfindungen dazu mitteilen :) Mutig ist es auf jeden Fall, so ein Thema anzusprechen und auch verdammt wichtig. Denn diese Tat ist keine Kleinigkeit, sondern kann ein Leben regelrecht zerstören. Und kleine, gewisse Paralellen gibt es zu "Tote Mädchen lügen nicht", da hast du recht.

      Über die Eltern, gerade die Mutter, war ich sehr geschockt und sehr wütend.

      Liebe Grüße,
      Uwe

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  6. Hallo Uwe,
    wir haben uns ja schon ein wenig über das Buch unterhalten. Ich finde, man merkt auch deiner Rezension an, wie sehr dich die Geschichte mitgenommen hat. Auf jeden Fall finde ich, dass die Autorin hier ein sehr wichtiges Thema anspricht und mit diesem Buch verarbeitet. Ich könnte mir vorstellen, dass sich dieses Buch auch als Schullektüre eignet.
    Du wolltest es doch steht auf jeden Fall auf meiner Wunschliste.Wenn ich es gelesen habe, müssen wir uns noch einmal darüber unterhalten.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Hallo Tanja,

      es freut mich, dass man meinen Worten entnehmen kann, wie sehr mir die Geschichte nahe ging. Das hier gewählte Thema ist SEHR wichtig und meiner Meinung nach, sollte es auf jeden Fall eine Schullektüre sein.

      Schön, dass es das Buch auf deine WuLi geschafft hat und wenn du es gelesen hast, reden wir nochmals darüber.

      Liebe Grüße,
      Uwe

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Ich danke dir für deinen Besuch und würde mich über einen Kommentar freuen.


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