Sonntag, 15. Oktober 2023

Rezension - Oracle von Ursula Poznanski


Ausgabe: Hardcover
Seiten: 432
ISBN: 978-3-
7432-1658-7
Preis: 22,00 €

Quelle: Loewe Verlag


Julian leidet bereits seit Kindheitstagen unter Wahnvorstellungen, weshalb nicht nur seine Schulzeit, sondern generell sein Leben von Hohn, Spott und Qualen geprägt ist. Seine Eltern haben alles für ihn getan und schließlich auch eine Therapeutin gefunden, die Julian mittels Therapie und, unterstützt durch Medikamente, geholfen hat. Seitdem konnte Julian ein einigermaßen normales Leben im Schutz seines Elternhauses führen. 
 
Nun möchte Julian diese Komfortzone gegen ein Studentenheim eintauschen, da er sein Leben endlich selbst in die Hand nehmen will. Trotz aller Widrigkeiten schafft es Julian, auch Dank seiner Therapeutin Sonja, sich gegen seine Eltern durchzusetzen und so beginnt ein neues Kapitel seines noch jungen Daseins. 
 
Als er allerdings mit einer Erkenntnis konfrontiert wird, hinterfragt Julian plötzlich alles und begeht dabei einen folgenschweren Fehler, was weitreichende Folgen mit sich bringt.


Ich liebe die Jugendbücher von Ursula Poznanski sehr, da sie immer von starken und außergewöhnlichen Charakteren handeln sowie mit super interessanten Themen gemischt sind. Deshalb war natürlich meine Vorfreude auf ihr neuestes Werk groß.
 
In Oracle steht der 18-jährige Julian, der seit seiner Kindheit unter Wahnvorstellungen zu leiden hat, im Mittelpunkt. Dieser befindet nun vor einer tiefgreifenden Entscheidung, nämlich seine bisherige Wohlfühloase Elternhaus gegen ein Studentenheim zu tauschen. Er möchte studieren und sich ein eigenes Leben aufbauen. Dank seiner regelmäßigen Sitzungen bei seiner Therapeutin Sonja und den einzunehmenden Medikamenten, fühlt sich Julian endlich bereit für diesen Schritt. Seine Eltern, besonders seine Mutter, sehen dies zwar anders, können seine Beweggründe allerdings verstehen und versuchen ihn so gut es geht zu unterstützen. 
 
Endlich ist der große Tag gekommen und Julian bezieht sein neues Zimmer im Wohnheim. Auch wenn ihm dieser Schritt sehr viel innere Überzeugung und Mut abverlangt, da er bisher kaum mit anderen Jugendlichen oder gar mit so vielen Menschen gleichzeitig interagiert hat, freut sich Julian auf diesen neuen Lebensabschnitt.
 
Die Handlung wird aus der Sicht von Julian erzählt und man verfolgt als Leser*in seinen Alltag an der Uni und bei seinen Therapiesitzungen und bekommt dadurch einen Einblick in seine Gefühlswelt. Gerade die Sitzungen bei Sonja, in der über die Geschehnisse aus seiner Kindheit gesprochen wird, fand ich interessant. Julians Zeit in der Schule war für ihn Horror pur, denn bei vielen Kindern, die er angesehen hat, sah er sogenannte Marker, wie Sonja diese nennt. Diese Marker sind vielfältig und zeigten sich in Form von schwarzen Balken oder wurmartigen Gebilden an der jeweiligen Person, was bei ihm Panikattacken auslösten. Zudem waren die Kinder zu ihm gemein und hänselten ihn, was ihn zusätzlich belastete. Besonders sein ehemaliger Klassenkamerad Lars, bei dem er nie sein Gesicht sah, setzte ihm schwer zu.

Diese Marker hat die Autorin sehr plastisch beschrieben, weshalb ich Julians Reaktionen darauf sehr gut nachvollziehen konnte. Jeder Tag war für ihn ein Spießrutenlauf, worunter natürlich auch seine schulischen Leistungen litten. Ich fühlte seine damalige Angst gegenüber diesen Horrorbildern, den ständigen Mobbingattacken der anderen Kinder ausgesetzt zu sein und ich fand es erschreckend, wie gemein wir Menschen gegenüber anderen sein können.
 
Seine "Eingewöhnung" läuft auch verhältnismäßig gut an, da er wider erwarten schnell Anschluss zu Studenten findet. Besonders mit seinem Zimmergenossen Robin sowie Pia und Amelie freundet er sich schnell an, was für ihn eine weitere neue Erfahrung bedeutet. Julian ist glücklich, dass er den Alltag so gut bewältigt bekommt. Dieses Gefühl hält allerdings nicht lange an, denn als er sich entschließt, zum Treffen seiner ehemaligen Klasse zu gehen, wird er mit einer Tatsache konfrontiert, die plötzlich alles in Frage stellt. Sind seine Visionen doch real?
 
Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Story Fahrt aufzunehmen, auch damit begründet, dass Julian einen folgenschweren Fehler begeht, nämlich seine Medikamente abzusetzen. Julian möchte endlich herausfinden, ob die Trugbilder zurückkehren und was diese tatsächlich bedeuten. Zwar konnte ich seine Entscheidung nachvollziehen, da er endlich wissen will, was hinter alldem steckt, gutheißen konnte ich dies nicht. Ich war mir nicht so sicher, ob er sich darüber im Klaren ist, dass er sich nun seinen Ängsten und inneren Dämonen stellen muss.
 
Dass er diesen Schritt nicht mit seiner Therapeutin besprochen hat, gefiel mir nicht so gut und ich hätte mir hier eine Triggerwarnung gewünscht. Denn eine eigenmächtige Absetzung von Medikamenten, gerade bei psychisch kranken Menschen, kann fatale Folgen haben. Ein weiterer Kritikpunkt war für mich das Verhalten von Sonja, zwar hat sie gewisse Gründe für ihr Handeln, trotzdem hätte ich es besser gefunden, wenn sie anders reagiert hätte.
 
Nichtsdestotrotz bringt dieser Aspekt natürlich innerhalb der Geschichte eine gewisse Dynamik rein, die mir gut gefiel. So verfolgte ich gespannt, wie Julian von einer Situation in die nächste schlitterte und rätselte mit, was Wahrheit und was Einbildung sein könnte. Julians Lage spitzt sich im weiteren Verlauf immer weiter zu, dabei reißen gewisse Ereignisse auch seine Freunde Robin, Pia und Amelie mit in einen Strudel, dessen Ausgang auf ein böses Erwachen zusteuert. Das Ende zerrte an meinen Nerven, da die Zeit hierbei ein wesentlicher Faktor wird, um vielleicht doch noch alles zu einem guten Ende zu bringen.


In Oracle (Loewe Verlag) vermischt Ursula Poznanski die Aspekte Wahrheit und Vision sehr geschickt und geht dabei der Frage nach, ob es möglich wäre, in der Gegenwart Spuren zu finden, die Aufschluss über die Zukunft geben. Zudem vermittelt die Geschichte ebenso mystische wie gruselige Momente, ist spannend und lässt sich, dank der recht kurzen Kapitel, zügig lesen. Trotz kleinerer Kritikpunkte kann ich diesen Jugendthriller empfehlen und vergebe 4,5 von 5 Nosinggläser.





 Gemäß § 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem Beitrag befindet sich (zu informativen Zwecken) eine Verlinkung zur Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Ihr erhaltet somit auch weitere Informationen zum Buch, zum Autor sowie eventuell auch zu weiteren Romanen.

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