Sonntag, 10. Oktober 2021

Rezension - Der letzte Rabe des Empire von Patrick Hertweck

https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/der-letzte-rabe-des-empire-isbn-978-3-522-20264-0


Ausgabe: Hardcover
Seiten: 480
ISBN: 978-3-
522-20264-0
Preis: 17,00 €

Quelle des Covers: Thienemann-Esslinger


Eine Mordserie versetzt die Stadt London, im Jahre 1888, in Angst und Schrecken. Der junge Melvin verfolgt mit großer Furcht die Ereignisse, denn er kannte jedes der Opfer. Als der Mörder ein Mädchen tötet, in das Melvin heimlich verliebt ist, setzt er alles daran, den Täter dingfest zu machen. 
 
Bei seinen Ermittlungen wird er unbemerkt von einem einbeinigen Raben auf Schritt und Tritt verfolgt und Melvin ahnt nicht, dass in den dunklen Gassen von East End noch weitaus unheimlichere Wesen auf ihn lauern.


Bereits mit seinem Debütroman Maggie und die Stadt der Diebe konnte mich Patrick Hertweck von seinem Talent, Geschichten zu erzählen, überzeugen. Spätestens mit seinem zweiten Buch Tara und Tahnee schaffte es der Autor, sich einen festen Platz in der Riege meiner deutschsprachigen Lieblingsautoren zu ergattern. 
 
So erhoffte ich mir von Der letzte Rabe des Empire (Thienemann-Esslinger Verlag) spannende, gruselige, mystische und miträtselnde Lesestunden im viktorianischen England. Allerdings hatte ich mit dem Beginn so meine Schwierigkeiten, denn die Handlung wird aus der Sicht von mehreren Personen bzw. Gruppierungen erzählt. Da einige Passagen davon auch recht knapp gehalten sind, musste ich mich erst einmal in der Geschichte zurechtfinden. Denn mir kam das alles recht holprig vor, doch je länger ich in der Story verweilte, umso mehr lies dieses Gefühl nach. Hier hätte ich mir eine andere Erzählweise gewünscht. Positiv zu erwähnen ist, und ich denke, das war die Intension des Autors, dass er eine gewisse Dynamik innerhalb des Geschehens erzeugen wollte, was ihm auch, nach besagten Anlaufschwierigkeiten, gelungen ist.

Das Cover aber auch die Kapitelgestaltung, gefallen mir ausgesprochen gut und gibt die düstere Stimmung der Handlung wieder.

Melvin, der seine Eltern nicht wirklich gekannt hat, versucht sich mit Gelegenheitsjob über Wasser zu halten. Schon früh musste er lernen, für sich selbst zu sorgen, denn seine Pflegemutter hat ihn bereits in jungen Jahren stundenlang schuften lassen, bis er todmüde ins Bett gefallen ist. Als diese starb, gab es für ihn keinen Platz mehr und so landete er auf der Straße. Melvin tat mir leid, ob das, was ihm widerfahren ist. Trotz dieses tristen und gefährlichen Lebens in den dreckigen Straßen von Whitechapel, hat Melvin nie die Hoffnung verloren und sein Herz am rechten Fleck. Ihm zur Seite steht sein bester Freund Wilkie, ebenfalls ein Straßenkind, der sich mit Zeitungsverkäufen etwas Geld verdient. Wilkie habe ich ebenfalls gleich in mein Herz geschlossen, denn ihn umgibt ein kleines Geheimnis, welches niemals ans Licht kommen darf. Zwar war mir recht schnell klar, was dieses sein könnte, trotzdem tat dies meinem Lesevergnügen keinen Abbruch. Wilkie spielt den coolen Jungen, der für jede Schandtat bereit ist, doch im Inneren sieht es oftmals anders aus.

Als mehrere brutale Morde an Prostituierten in dem Viertel, in dem Melvin lebt, begangen werden, beherrscht der Name Jack The Ripper die Schlagzeilen aller Zeitungen Londons. Melvin lassen die Taten nicht unberührt, denn er kannte alle bisherigen Opfer persönlich. Gemeinsam versuchen er und Wilkie die beiden letzten verbliebenen Frauen, Ayleen und Mary Kelly, zu warnen. Besonders Ayleen liegt Melvin am Herzen, da er für sie Gefühle hegt. Ayleen schlägt seine Hilfe aber aus, weshalb Melvin beschließt, sie heimlich zu verfolgen, um ihr notfalls beizustehen. Und noch in der gleichen Nacht wird Melvin Zeuge, wie Ayleen von einem Schatten getötet wird. Voller Angst und unfähig sich zu bewegen, ob dieser bestialischen Ermordung, muss er mit ansehen, wie das Leben aus ihren Augen verschwindet. Wut, Enttäuschung und Trauer durchfluten Melvins Körper und Seele und er schwört, den Mörder aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Dabei ahnt Melvin nicht, dass noch weitaus schlimmere Kreaturen auf ihn lauern, als
Jack The Ripper.

Bei seinen Recherchen deckt Melvin eine groß angelegte Verschwörung auf und gerät dabei ein ums andere Mal in größere Schwierigkeiten, so wird er unter anderem von der Polizei gesucht. Ebenso fühlt er sich beobachtet und verfolgt, was ihn schließlich in die Arme einer Gruppe von Männern bringt, denen er besser niemals begegnet wäre. Die Idee, die der Autor mit den vier doch sehr unterschiedlichen Männern einbrachte, gefiel mir richtig gut. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit Vincent, Sam, Byron und Nathaniel auf sich hat und weshalb sie ebenfalls hinter
Jack her waren. Besonders Sam, ein Riese von einem Mann, hatte es mir dabei besonders angetan. Mit seiner brummeligen Art und seiner massigen Gestalt, kann er einem schnell das Fürchten lehren, doch Melvin schafft es, einen Zugang zu ihm zu finden, was toll zu lesen war. Trotz dieses Klischees, begeisterte mich das Wechselspiel zwischen Sam und Melvin sehr. Gerade Herzensgüte, Freundschaft und Loyalität spielen hier eine große Rolle.

Die Atmosphäre Londons im Jahre 1888 mit seinen Armen- und Reichenvierteln, sprich die Kluft zwischen Arm und Reich, hat Patrick Hertweck wunderbar eingefangen und in Worte gefasst. Ich konnte mir die Stadt und die Charaktere gut vorstellen und spürte die Gefahr und die Düsternis mit jedem Atemzug. Gemeinsam mit Melvin rätselte und fieberte ich mit und wollte unbedingt wissen, was hinter alldem stecken mochte. Das Ende ist richtig spannend und dramatisch, was mich das Buch nicht aus den Händen legen ließ. 
 
Allerdings war auch eine entscheidende Komponente dabei, die es für mich nicht wirklich gebraucht hätte. Vor allen Dingen hätte ich diese niemals mit der Thematik von Jack The Ripper in Verbindung gebracht. Aus Spoiler Gründen möchte nicht näher darauf eingehen, aber die Leser*innen, die das Buch gelesen haben, wissen vielleicht, was ich damit meine. So hinterließ dieser Aspekt einen kleinen bitteren Beigeschmack bei mir.

 
Mit Der letzte Rabe des Empire (Thienemann-Esslinger) hat Patrick Hertweck eine mystische und miträtselnde Geschichte geschrieben, die im 19. Jahrhundert des viktorianischen Großbritanniens spielt. Im Vordergrund stehen die berühmt berüchtigten Morde von Jack The Ripper gepaart mit einer groß angelegten Verschwörung, was mich gut unterhalten konnte. 
 
Vielleicht waren meine Erwartungen etwas zu hoch, obwohl mir die Idee und der Aufbau der Handlung, nach anfänglichen Schwierigkeiten, gut gefielen, hätte ich mir noch ein wenig mehr Nervenkitzel gewünscht und auch die Auflösung hinter dieser Verschwörung konnte mich nicht vollumfänglich begeistern, weshalb es letztlich nur zu knappen 4 von 5 Nosinggläsern gereicht hat.
 


Bisher veröffentlichte Bücher des Autors:

  Maggie und die Stadt der Diebe (Rezension)
Tara und Tahnee (Kurzmeinung)
 
 
 
 
 Gemäß § 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem Beitrag befindet sich (zu informativen Zwecken) eine Verlinkung zur Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Ihr erhaltet somit auch weitere Informationen zum Buch, zum Autor sowie eventuell auch zu weiteren Romanen.

4 Kommentare:

  1. Hallöchen Lieblings-Uwe, <3

    bei dem Buch sind wir sehr einer Meinung. Der von dir angesprochene Kritikpunkt ist mir zwar auch aufgefallen, mich hat er jedoch nicht so sehr gestört. Für mich war das größere Problem, dass der Autor sich für meine Begriffe manchmal etwas zu detailliert ausgedrück hat und daher an gewissen Stellen die Spannung nicht so richtig aufgekommen ist. Die vielen Perspektivwechsel fand ich jedoch sehr gelungen! Und auch die Thematik rund um Jack the Ripper fand ich genial.

    Liebe Grüße
    Sandra

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    1. Hallo Lieblings-Sandra <3,

      hier sind wir uns mal wieder sehr einig, was die Story angeht. Deine Kritikpunkte kann ich auch verstehen und dies fiel mir aber nur zu Beginn auf. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte gut und es hat mir Spaß gemacht, sie zu lesen.

      Liebe Grüße
      Uwe

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  2. Hallo lieber Uwe,
    über dieses Buch habe ich mich schon ausführlich mit dir und Sandra unterhalten. Thematisch und vom Setting her hat mich die Geschichte ja total abgeholt. Ich verstehe aber eure Kritikpunkte, die mich vermutlich auch gestört hätten.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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  3. Hallo liebe Tanja,

    ich kann dich verstehen, dass dich die Geschichte vom Thema und dem Setting begeistert hat. Mir ging es ja genauso :) Es kann gut sein, dass meine Kritikpunkte, auch deine gewesen wären, trotzdem kann ich das Buch empfehlen und vielleicht wagst du ja mal einen Blick hinein.

    Liebe Grüße
    Uwe

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