Freitag, 2. September 2022

Rezension - Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness (1) von Jay Kristoff


Übersetzer*in: Kirsten Borchardt
Ausgabe: Hardcover
Seiten: 1024
ISBN: 978-3-
596-70040-0
Preis: 26,00 €

Quelle des Covers: Fischer Tor


Als vor 27 Jahren völlig unerwartet die Sonne unterging, begann der unaufhaltsame Vormarsch der Vampirearmeen. Seither dehnen sie ihr Reich immer weiter aus und machen Jagd auf die Menschen. Lediglich kleinere Inseln des Lichts, wo sie ein Leben in ständiger Angst verbringen, sind den Überlebenden geblieben.

Die Hilflosigkeit und Furcht erfährt der junge Gabriel de León am eigenen Leib, weshalb er sein Heimatdorf verlässt und sich auf den Weg nach San Michon, dem Orden der Silberwächter begibt. Die Silberwächter sind eine heilige Bruderschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Reich und die Kirche gegen den Ansturm der Vampire zu verteidigen. Dabei ahnt Gabriel nicht, dass er zu einer der größten Legenden des Ordens wird und gleichbedeutend die letzte Hoffnung der Menschheit ist.


 
Bereits seit seiner genialen Nevernight-Reihe bin ich ein riesengroßer Fan von Jay Kristoff. Sein rotziger, frecher und oftmals vor Sarkasmus triefender Schreibstil ist legendär und ich liebe diesen sehr. Daher waren meine Erwartungen an seine neue Vampirgeschichte mit dem Titel Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness enorm. Große Pluspunkte sind bereits die tolle Gestaltung des Covers, die farbigen Karten am Beginn und Ende des Buches sowie die sehr schönen und zahlreichen Illustrationen von Bon Orthwick innerhalb der Story, die diese wunderbar unterstützen und Emotionen befeuern.
 
Allerdings gestaltete sich der Einstieg in die Geschichte für mich alles andere als einfach, denn ich hatte so meine Probleme mit dem gewählten Erzählstil. Diese wird aus der Sicht von Gabriel de León dem Vampirchronisten Jean-François erzählt und neben ihren Dialogen, wird die Leser*innen immer wieder in die Gedankenwelt von Gabriel entführt. Ebenso empfand ich die ersten knapp 300 bis 400 Seiten der Handlung als eher gemächlich und mir fehlte die Spannung.
 
Zwar erfahren die Leser*innen, wie es zum Tagestod und dessen Auswirkungen auf die Menschen kam. Wie brutal und rücksichtslos die Vampire ihre Gebietsansprüche geltend machen, aber mir blieben trotzdem noch einige Fragen dazu offen, die hoffentlich im zweiten Band geklärt werden. Nichtsdestotrotz wollte ich unbedingt erfahren, wie Gabriel in diese missliche Lage seiner Gefangenschaft geraten ist.

Gabriels Leben ist geprägt von Abneigung und Gewalt von Seiten seines Vaters, aber auch der Liebe und Fürsorge durch seine Mutter und seinen beiden Schwestern Amélie und Celeste. Mit 13 Jahren widerfährt Gabriel ein großer Schicksalsschlag, als seine Schwester Amélie und ihre Freundin Julieta von einem Vampir getötet und diese als Untote ins Dorf zurückkehren. Bei ihrem Aufeinandertreffen befallen ihn Hilflosigkeit und Furcht gleichermaßen und letztlich bleibt ihm keine andere Wahl, als beide zu töten. Fortan ist sein ohnehin schon schwieriges Dasein, noch trostloser als zuvor. Obwohl seine Mutter und Celeste alles versuchen ihn aufzuheitern, findet Gabriel nur in den Armen des Mädchens Ilsa Trost und Geborgenheit. Als beide eines Tages miteinander intim werden, überkommt Gabriel ein seltsames Verlangen und er kann sich diesem nicht widersetzen. Völlig geschockt und beschämt, muss sich Gabriel den Anfeindungen der Dorfbewohner und der Kirche stellen. Rettung erfährt er durch den Silberwächter Grauhand und dessen Lehrling Aaron de Coste, welche bereits auf der Suche nach ihm waren.

Beide Männer gehören dem Orden von San Michon an, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sogenannte Halb- oder Bleichblüter ausfindig zu machen, auszubilden und in den Kampf gegen die Übermacht der Vampire zu schicken. Und ausgerechnet Gabriel ist ein solches Halbblut. Gezeugt von einem Vampir, welcher seine Kräfte an ihn übertragen, aber auch dessen Verlangen nach Blut, weiter vererbt hat. Plötzlich ergeben die Andeutungen seines Vaters und die Gewalt Sinn, denn er ist ein Bastard. Und so bleibt Gabriel keine andere Wahl, als sich Meister Grauhand und Aaron anzuschließen. Gemeinsam reisen die drei in den Norden, damit Gabriel mit seiner Ausbildung beginnen kann. Eine schwere und enthaltsame Zeit steht Gabriel bevor und ich war super gespannt, was ihn im Kloster erwarten würde. Dabei ahnt Gabriel nicht, dass er zu einer der größten Legenden des Ordens wird und gleichbedeutend die letzte Hoffnung der Menschheit ist.

Die Geschichte ist nicht nur recht brutal und mit vielen kirchlichen Elementen ausgestattet, sondern auch mit jeder Menge vulgären Ausdrücken gespickt, die nicht jede(m) Leser*in zusagen dürfte. Mich störte es nicht wirklich, da es mich des Öfteren zum Schmunzeln brachte. Darüber hinaus ist die Story auch mit vielen Charakteren versehen, weshalb man das Buch sehr aufmerksam lesen muss, um nicht den Überblick zu verlieren.

Besonders gut gefallen hat mir Gabriel, der zwar ein sehr eigenwilliger Zeitgenosse ist und Probleme zuvorderst mit Gewalt löst, aber trotzdem das Herz irgendwie am rechten Fleck hat. Sein Lehrer Frère Grauhand ist ein guter, aber auch sehr strenger Ausbilder, der niemandem etwas schenkt, aber im Kampf immer an dessen Seite ist. Aaron de Coste kam mir zu Beginn sehr arrogant vor und ich misstraute ihm. Dafür konnten mich Schwester Chloe und Schwester Astrid sofort überzeugen. Gerade letztgenannte fand ich sehr interessant, da sie einen genialen Background und eine lose Zunge hat. Sie hat es faustdick hinter den Ohren und nimmt sich, was sie will. Schlecht nur, wenn man eine Nonne in Ausbildung ist. 

Wie bereits erwähnt, wechselt die Perspektive immer wieder zwischen Gabriels Vergangenheit und seiner Gegenwart. Ab knapp über der Hälfte der Handlung bekommt diese eine gewisse Eigendynamik, die mich bis zum Ende nicht mehr los ließ. Denn mit dem Aufeinandertreffen von Gabriel und einer Gruppe, bestehend aus Schwester Chloe, Pfarrer Rafa, Kriegerin Saoirses, dem Wahrsänger Bellamy sowie dem geheimnisvollen Dior, wird es richtig spannend und geheimnisvoll. Dabei gefiel mir das Zusammenspiel zwischen Saoirses, Chloe und Dior in Verbindung mit Gabriel besonders. 

Das Setting mit den verschiedenen Vampirclans mit deren unterschiedlichen Kräften auf der einen Seite sowie dem kirchlichen Widerstand mit seinen Ordensbrüdern/Bleichbrüdern auf der anderen Seite fand ich sehr faszinierend. Der Autor hat die übermenschlichen Fähigkeiten der Vampire wunderbar dargestellt, dessen Brutalität, Machtgier und Unterdrückung der Menschen toll miteinander verwoben. Dieser Übermacht an Vampiren und Untoten hat die verbliebene Bevölkerung kaum etwas entgegen zu setzen, was die ganze Handlung umso düsterer und trauriger macht, aber dank vieler Auseinandersetzungen dazu beiträgt, die Story voranzutreiben. So war ich verdammt neugierig, was das Ende angeht und das hat es wirklich in sich.


Ich hatte so meine Startschwierigkeiten mit Jay Kristoffs Das Reich der Vampire: A Tale of Blood and Darkness aus dem Fischer Tor Verlag, denn die Geschichte ist komplex und beginnt eher ruhig. Doch das Dranbleiben lohnt sich, denn durch die steigende Spannung, ab ungefähr der Hälfte des Buches, sowie dem Nervenkitzel rund um das Leben von Gabriel de León kommt jeder auf seine Kosten. Die Ereignisse zum Ende hin ließen mich nicht mehr los, weshalb ich sehr neugierig bin, was im zweiten Teil geschehen wird. Auch wenn die neue Reihe von Jay Kristoff noch einiges an Steigerungspotenzial hat, vergebe ich gute 4 von 5 Nosinggläser.




 Gemäß § 2 Nr. 5 TMG kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. In meinem Beitrag befindet sich (zu informativen Zwecken) eine Verlinkung zur Webseite des Verlags, in welchem das Buch erschienen ist. Ihr erhaltet somit auch weitere Informationen zum Buch, zum Autor sowie eventuell auch zu weiteren Romanen.

2 Kommentare:

  1. Guten Morgen lieber Uwe,

    bei der Dicke des Buches habe ich mir schon fast gedacht, dass es zuerst recht ruhig losgeht. Die ganze Zeit die Spannung halten wäre auch echt ein Akt gewesen.
    Aber ich freue mich, dass du dran geblieben bist und es dich doch noch überzeugen konnte. :)

    Starte gut in die neue Woche.

    Ganz lieben Grüße

    Steffi

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    1. Hallo Steffi,

      aufgrund der Dicke des Buches leitet man dies auf jeden Fall so ab. Und die Spannung hier permanent hoch zu halten, ist nicht einfach, da gebe ich dir recht. Trotzdem freue ich mich auf die Fortsetzung. Wirst du es lesen?

      Liebe Grüße
      Uwe

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